Ein Mutterstamm von 14501400 bis 20001

{ Der Beitrag ist überarbeitungsbedürftig und hier nur zur Dokumentation. }

Im folgenden wird mein und meiner beiden Geschwister Mutterstamm skizziert, wobei die Töchter meiner Schwester die 23. Personen in direkter weiblicher Linie sind. Soweit ich sehe, handelt es sich dabei um die bislang längste nachgewiesene nicht-adlige Mutter-Tochter-Kette Deutschlands.2

Beim Mutterstamm handelt es sich um die matrinileare Abstammung, d.h. um die direkte, ununterbrochene Mutter-Tochter-Linie eines Menschen. Zu Unrecht finden menschliche Mutterstämme noch immer relativ wenig Beachtung (ganz im Gegensatz etwa zu den Mutterstämmen von Zuchtpferden;-), obwohl ihre Untersuchung großes Interesse verdient. In jüngerer Zeit hat die Erforschung der menschlichen Mitochondrien-DNA (mtDNA), die ebenso wie das männliche und eines der beiden weiblichen x-Chromosome nur matrilinear vererbt wird, besondere Aufmerksamkeit gefunden. So lassen sich durch den Vergleich von mtDNA-Mutationen interessante Rückschlüsse auf die Entwicklungs- und Bevölkerungsgeschichte des Menschen ziehen, und die sterblichen Überreste z.B. der 1918 ermordeten Zarenfamilie konnten anhand einer mtDNA-Untersuchung einwandfrei zugewiesen werden.2b


Vier Generationen, ca. 1903 (v.l.n.r.): Marie Prager geb. Mirus (1835-1915), Elsbeth Kiesewetter
geb. Leib (1872-1942), Käthe John geb. Kiesewetter (1900-1989), Adele Leib geb. Prager (1852-1934)

Im übrigen ist keine Abstammungslinie so historisch sicher wie der Mutterstamm („maternitas semper certa“, wie der Lateiner weiß: die Mutterschaft ist immer sicher), auf der anderen Seite ist aber auch keine quellenmäßig so schwierig zu rekonstruieren. Schließlich sind, je weiter wir in der Geschichte zurückgehen, Informationen eher über Männer als über ihre Frauen überliefert. Beim Mutterstamm kommt dieses Problem natürlich in ganz besonderer Weise zum Tragen, zumal in der Regel mit jeder Generation der Familienname wechselt.

Ist die Erforschung von Mutterstämmen also aus naheliegenden Gründen besonders schwierig, so gilt dies natürlich um so mehr, je weiter wir zurück blicken. Bei nicht-adligen Familien wird es nur in den seltensten Fällen gelingen, das Jahr 1500 genealogisch zu überwinden – daß es in meinem Fall möglich war, ist ein großer Glücksfall. Freilich bleibt ein Manko aller Familiengeschichtsforschung bestehen: Über die betreffenden Frauen ist viel weniger bekannt als über ihre Männer. Immerhin, aus den frühneuzeitlichen Leichenpredigten ist jenseits der Standardfloskeln doch zuweilen einiges herauszuziehen. So lesen wir im Nachruf auf Anna Rebecca Ziegler (1652-1699) in der umständlichen Schriftsprache jener Zeit:

„Als sie nun ein wenig zum Verstande kommen / haben ihre Eltern sie gleich zum Gebeth gehalten / und also von Kindesbeinen an zur Gottes-Furcht gewöhnet; sie haben Sie darauf treuer INFORMATION so wohl PRIVATIM als auch in öffentlicher Schule untergegeben / da sie den Catechißmum etc. wie auch Lesen uñ Schreiben gelernet. Ingleichen haben sie dieselbe zur Haußhaltung / Zucht und Erbarkeit und andern dem weibl. Geschlecht wohl anständigen Sitten treulichst angeführet / worinnen sie sich allerdings wohlangelassen / wie ihr denn Gott darzu von Natur ein stilles und gutes Gemüth verliehen / also daß sie auch bald in ihrer blühenden Jugend einen guten Nahmen und Christliches Lob davon getragen. Wannenhero dann insonderheit hierdurch […] der WohlEdle / Veste / uñ Hoch-Wohlweise Herr Hiob Ludolff / beyder rechten DOCTOR; MATHESEOS PROFESSOR PUBLICUS bey hiesiger uhralten UNIVERSITÆT eine Christliche Eheliche Liebe ihr zu zuwenden / und sie zu seiner Ehegattin zu erkiesen / wie es denn Gott nach seinem weisen Rath und willen dergestalt gefüget / daß auf sein gebührendes Ansuchen bey ihren lieben Eltern sie ihme versprochen / und er also im Jahr 1676 […] durch Priesterliche Hand mit ihr getrauet worden. Wie sie nun beyderseits ihren Ehestand mit Gott angefangen / also haben sie ihn auch durch dessen Gnade recht friedlich und liebreich in guter Vergnügung fortgeführet. Und kan hierbey nicht ohne Nach-Ruhm verschwiegen werden / wie insonderheit die Seelige ihren hinterlassenen Ehegatten nicht nur treulich und hertzlich geliebet / und mit keinem Wort iemahls vorsetzlich zu wieder gewesen / sondern auch Wiederwärtigkeiten und viel von Gott zugeschicktes Creutz / Noth und Elend gern und willig tragen helffen / der Haußhaltung und was ihr sonst als einer rechtschaffenen Hauß-Wirthin und Ehe-Gehülffin zu komen / hat sie sich sehr eyfrig und embsig angenommen / so gar / daß sie sich keine weltliche Lust so leicht davon abhalten lassen […] / als daß sie ichtwas von ihrem Hauswesen verabsäumen wollen.“2c

Ansonsten ist anhand des Beispiels deutlich zu erkennen, was für viele Mutterstämme zumindest in früheren Zeiten gilt: Häufig stammen die Männer von auswärts und sichern sich ihren sozialen Aufstieg durch die Heirat mit Töchtern aus vornehmeren, eingesessenen Familien; zur Verdeutlichung sind im Anmerkungsapparat auch die Eltern der Ehemänner angegeben. Bemerkenswert ist die Kontinuität, mit der unsere Mutter-Tochter-Linie 500 Jahre lang (und wahrscheinlich noch länger) in Erfurt verweilt – 19 von 22 Generationen sind hier geboren worden oder aufgewachsen. Aufschlußreich sind auch andere Beobachtungen, etwa hinsichtlich des Heiratsalters der Frauen.


Vier Generationen, Ende Juni 1934 (v.l.n.r.): Adele Leib geb. Prager (1852-1934), Brigitte Schweighöfer
geb. John (1923-1973), Elsbeth Kiesewetter geb. Leib (1872-1942), Käthe John geb. Kiesewetter (1900-1989)

Es folgt die Darstellung des Mutterstammes.3 Auf eine ausführlichere Behandlung der dargestellten Personen und Familien sowie auf umfangreiche Quellenangaben wurde bewußt verzichtet, auch sind nicht alle Ehen aufgeführt. Für die ersten Generationen sei auf die Quellen verwiesen, die der verdienstvolle Familienforscher Martin Bauer vor einigen Jahren vorgestellt hat.4 Die Konfession aller Personen nach Einführung der Reformation ist, falls nicht anders angegeben, in der Regel evangelisch-lutherisch.

 
Die Schwestern Margarethe Hotritt (geb. Kudorf) und Elisabeth Waltheim (geb. Kudorf) auf dem von den Familien Kudorf und Waltheim gestifteten Altar in der Marienkirche in Gera,
dargestellt als Heilige Margarethe und Heilige Elisabeth (um 1440)

I. Katharina (von) Waltheim, * (Leipzig? ca. 1420), † (Jena) nach 1489 (aus der Patrizierfamilie in Leipzig und Halle; evtl. Tochter des Ludwig [von] Waltheim, Bürger in Leipzig, u. d. Elisabeth [von] Kudorf); ∞ Hans von Berga d. J., Bürger in Jena, * (ebd. ca. 1410), † (ebd.) zwischen 1484 und 1488


II. Margarethe von Berga, * (Jena ca. 1440), † (Erfurt) nach 1489; ∞ Rudolf Ziegler, * (ca. 1430), Bürger in Erfurt, Zum Falkenstein, Provisor des Weißfrauenklosters, erbg. auf Eichelborn, † Erfurt … 1493


III. Margarethe Ziegler, * (ca. 1460), † … ; ∞ (1.) Gottschalk von der Sachsen, Bürger in Erfurt, † (ebd.) 30.4.1494; ∞ (2.) Hans Ziegler


IV. Dorothea von der Sachsen, * (ca. 1480/90), † … ; ∞ Georg von Tennstedt, * (ca. 1480), Bürger in Erfurt, Zum Galander, 1527 und 1529 Oberratsmeister, † …


V. NN von Tennstedt, * (ca. 1510), † … ; ∞ Andreas Greffe, * (ca. 1510), Bürger in Erfurt, erbg. auf Möbisburg (b. Erfurt), † 1540


VI. Anna Greffe, * (ca. 1530), † 1580, ∞ (ca. 1550) Severus von Milwitz5, Bürger in Erfurt, Zum Stockfisch (j. Johannesstr. 169), 1566, 1572, 1575, 1578, 1581, 1584 und 1587 Oberratsmeister, erreichte 1578 den Anschluß des Erfurter Rats an die Konkordienformel der lutherischen Landeskirchen, erbg. auf Nöda und Möbisburg (b. Erfurt), † 1587


VII. Elisabeth von Milwitz, * 1562, † 1615; ∞ ca. 1580 Paul Ziegler6, * 1562, Bürger in Erfurt, Zum Stockfisch (neuer Renaissancebau von 1609), Ratsherr, erbg. auf Möbisburg, [] Erfurt (Predigerkirche) 22.7.1610


VIII. Anna Ziegler, * Erfurt 7.9.1585, † ebd. 5.2.1655 (LP Stolberg 13642; Ölporträt im Stadtmuseum Erfurt); ∞ (3.) ebd. 13.6.1620 Henning Kniphoff7, * Hildesheim 12.1.1596, Bürger, Waid- und Saflorkäufer, Biereige und J.U.Ctus in Erfurt, Zum Rehbock (j. Anger 25), Ratsherr (1648 und 1650-54 Oberratsmeister), † Erfurt 7.11.1663 (von einer aufgebrachten Menge erschossen; LP Stolberg 14263; Ölporträt im Stadtmuseum Erfurt)


IX. Regina Kniphoff, * Erfurt 25.11.1621, † ebd. 1702; ∞ ebd. (Barfüßerkirche) 9.5.1641 Johann Ziegler d. Ä.8, * Erfurt 25.10.1618, Bürger und Biereige ebd., Zum Bocks Hof (j. Anger 57), Ratsherr und Assessor des Evangelischen Ministeriums, † Erfurt 27.12.1682 (LP Stolberg 23509)


X. Anna Rebecca Ziegler, * Erfurt 11.9.1652, † Erfurt 1.10.1699 (LP Stolberg 15619); ∞ ebd. 18.1.1676 J.U.D. Hiob Ludolf9, * ebd. 27.2.1649, seit 1683 Prof. der Mathematik an der Universität ebd., Ratsherr (einige Jahre lang Assessor des Evangelischen Ministeriums, 1705-08 Vorsteher des Großen Hospitals, 1710 älterer Bürgermeister), † Erfurt 5.2.1711


XI. Anna Sibylla Ludolf, * (Erfurt ca. 1680), [] ebd. (Barfüßerkirche) 3.8.1757, ∞ ebd. (Barfüßerkirche) 22.5.1703 Mag. Balthasar Christoph Mangold al. Chrysander10, * Hayn (b. Erfurt) 25.1.1674, seit 1702 Diakon an der Barfüßerkirche in Erfurt, Privatgelehrter, [] Erfurt (Barfüßerkirche) 30.5.1738


XII. Barbara Sibylla Mangold, * Erfurt 1722, [] ebd. (Barfüßerkirche) 10.3.1756; ∞ ebd. (Barfüßerkirche) 14.5.1752 Dr. med. Johann Christoph Riedel11, Witwer, * Erfurt 4.10.1709, seit 1748 Prof. med. an der Universität ebd., seit 1746 Mitglied der Akademie der Naturforscher zu Halle, seit 1754 der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt, seit 1755 kurmainzischer Rat, † Erfurt 5.3.1757


XIII. Anna Sophia Christina Riedel, * wohl Erfurt 1753, lebt 1780; ∞ (2.) Erfurt (Predigerkirche) 17.2.1772 Jacob Georg Uckermann12, * Wanfried a. d. Werra 11.9.1739, Kauf- und Handelsmann in Erfurt, Zum güldenen Saal (j. Marktstr. 2), Kommerzienrat, lebt 1780


XIV. Maria Sophia Elisabetha Rosina Uckermann, * wohl Erfurt 1779, lebt 1809; ∞ (ca. 1805) Johann Michael Pabst13 (röm.-kath.), * Erfurt 5.2.1783, (Geheim-)Polizeisekretär, Kanzleidirektor, Ingrossator beim Kgl. Landgericht, lebt 1844


XV. Amalia Pabst (röm.-kath.), * Erfurt 2.6.1809, † (wohl ebd.) 8.7.1888; ∞ Gispersleben (j. zu Erfurt) 31.7.1829 Franz Cölestin Mirus14, geschieden, * Großneuhausen (b. Buttstädt) 30.5.1788, Bürger und Kaufmann in Erfurt, † ebd. 12.3.1847


XVI. Marie Mirus, * Erfurt 3.2.1835, † (Hamburg-)Altona 7.1.1915; ∞ Erfurt 7.10.1851 Louis Prager sen.15, * Geunitz (b. Kahla) 1.1.1827, Kaufmann und Landesproduktenhändler in Erfurt, † ebd. 13.1.1886


XVII. Adele Prager, * Erfurt 1.10.1852, † ebd. 18.7.1934; ∞ ebd. 19.9.1878 Rudolf Leib sen.16, Witwer, * Kranichfeld 12.5.1849, Pastor an der Barfüßerkirche in Erfurt, † ebd. 11.6.1910


XVIII. Elsbeth Leib, * Berkach (b. Meiningen) 1.7.1879, † Erfurt 9.6.1942; ∞ ebd. 31.8.1897 Richard Kiesewetter sen.17, * ebd. 18.2.1868, Kaufmann und Schuhfabrikant ebd., † ebd. 28.12.1945

 


XIX. Käthe Kiesewetter, * Erfurt 22.8.1900, † Oberrot 14.5.1989; ∞ Erfurt 20.7.1920 Wilhelm John18, * ebd. 2.9.1893, Kaufmann, Direktor und Handelsvertreter ebd., † Tettnang 5.1.1974


XX. Brigitte John, * Erfurt 7.3.1923, Apothekerin, † Berlin 19.7.1973; ∞ Wiesbaden 27.3.1947 Dr. phil. Jürgen Schweighöfer19, * Allenstein 22.6.1921, Psychologe, UNESCO-Direktor in Paris etc., † Schwarzach im Pongau 11.2.1994


XXI. Gabriele Schweighöfer, * Wiesbaden 2.5.1947, Metallographin; ∞ Berlin 5.7.1967 Prof. Dr.-Ing. Uwe Drewes20, * Graudenz 15.7.1941, Universitätsprofessor in Braunschweig, † Wolfenbüttel 14.11.2009


XXII. 1 Tochter


XXIII. 2 Töchter


Vier Generationen, ca. 1972 (v.l.n.r.): Gabriele Drewes geb. Schweighöfer (geb. 1947), Käthe John
geb. Kiesewetter (1900-1989), Brigitte Schweighöfer geb. John (1923-1973), NN

A n m e r k u n g e n


[1] Überarbeitete und hinsichtlich der ersten Generationen korrigierte Fassung meines Artikels Ein Mutterstamm von 1500 bis 2000, in: Familie und Geschichte, H. 1/1998, S. 24-29.


[2] Vgl. die bei Ottfried Praetorius, „Mutterstämme“ – Töchterketten. Mit Beispielen aus Goethes Verwandtschaft und anderen, in: Archiv für Sippenforschung, H. 4/1961, S. 202-209 publizierten Mutterstämme (darin S. 208 „die längste, bisher gefundene bürgerliche Töchterkette“, welche 18 Generationen umfasst) sowie Gero von Wilcke, Ein Weibesstamm in der Familie Lepsius, in: Archiv für Sippenforschung, H. 95/1984, S. 491-496 (acht Generationen), ders., Ein Besuch beim Mutterstamm – 225 Jahre Ermeler-Haus in Berlin 1760-1985, in: Archiv für Sippenforschung, H. 101/1986, S. 335 f. (sechs Generationen) und Udo Hagner, Eine bäuerliche Mutter-Tochter-Linie über 15 Generationen, in: Familie und Geschichte, H. 2/1994, S. 423 f.
Den wohl ersten Versuch, Mutterstämme am Beispiel des Hochadels systematisch zu untersuchen, unternahm der Rechtshistoriker O[tto] [ehemals: Freiherr von] Dungern, Mutterstämme. Neue Wege für Vererbungs- und Familienforschung, Graz 1924 (zum wissenschaftsgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Kontext siehe jetzt Martin Zwilling, Mutterstämme – Die Biologisierung des genealogischen Denkens und die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft von 1900 bis zur NS-Zeit, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Bd. 36 (2008), S. 29–47). Siehe zuletzt die Schrift von Arndt Richter, Die Welt der vernachlässigten Abstammungen: „Mutterstämme“ – Töchterketten, Insingen 2006.


[2b] Siehe dazu die populärwissenschaftliche Darstellung des Oxforder Genetikprofessors Bryan Sykes, Die sieben Töchter Evas. Warum wir alle von sieben Frauen abstammen – revolutionäre Erkenntnisse der Gen-Forschung, Bergisch Gladbach 2001 und das äußerst lesenswerte Buch des Wissenschaftsjournalisten Steve Olson, Herkunft und Geschichte des Menschen. Was die Gene über unsere Vergangenheit verraten, Berlin 2003.
Für mtDNA-Abgleiche zum Zweck der zweifelsfreien Zuordnung der Gebeine in der Grablege Herzog Heinrichs „des Löwen“ plädiert jüngst Arnold Rabbow: Wo ruhen Heinrich und Mathilde? Fragen nach den Grabstätten im Braunschweiger Dom. Plädoyer für eine DNA-Analyse, in: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 85 (2004), S. 167-177.


[2c] Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Leichenpredigt Nr. 15619 der Sammlung Stolberg.


[3] Die Reihe von Anna von Milwitz geb. Greffe bis Regina Ziegler geb. Kniphoff findet sich auch in der im Archiv für Sippenforschung, H. x/1982, S. 350 f. abgebildeten (für die Hildesheimer Vorfahren teilweise irrigen) Ahnentafel. Dort wird als Mutter der Anna Greffe allerdings eine NN Mann, angeblich T. d. Georg Mann u. d. NN Gromann in Erfurt, angegeben. Diese Version hatte ich 1998 in meinem Mutterstamm-Artikel übernommen. Hier folge ich hingegen den fundierten Forschungen von Heinz-Rudolf Keil, Etliche Erfurter Geschlechter im Mittelalter (= Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung, Nr. 144), o.O. 2004, S. 89 u. passim. Irritierenderweise finden sich bei Martin Bauer, Erfurter Personalschriften 1530-1800 (= Schriftenreihe der Stiftung Stoye der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung, Bd. 30), Neustadt a. d. Aisch 1998, S. 524 u. 527 noch zwei weitere, einander widersprechende Angaben über die Mutter der Anna Greffe … Interessanterweise sind auf dem um 1630 entstandenen Ölporträt von Anna Ziegler (s.o.) ausgerechnet das Wappen ihrer Urgroßmutter mit der Kékule-Ahnenziffer 15 und der dazugehörige Familienname nicht ausgeführt! Offensichtlich war bereits seinerzeit nicht mehr recht klar, welcher Familie Anna Greffes Mutter tatsächlich entstammte.
Für die ältesten Generationen siehe Heinz-Rudolf Keil, Ahnen der Brüder Keil. Stammfolgen in alphabetischer Reihenfolge. T. 8a: T-Z, o.O. [Ebhausen] 1993, S. 221 (wo Katharina als Tochter des bekannten Hallenser Patriziers Hans von Waltheim, des Bruders von Ludwig, bezeichnet wird, was sicherlich nicht der Fall war); Rolf-Torsten Heinrich, Erfurter Wappenbuch, T. 3, Norderstedt 2015, Tafel 110.
In gewisser Weise stellt auch der Beitrag von Emil Stenger, Familiennamenliste der Genealogia Kniphoffiana, in: Erfurter Genealogischer Abend, H. 1, Erfurt 1928, S. 97 ff. einen Ausschnitt des Mutterstammes dar: Stenger erwähnt auf S. 99 u.a. die Familien Ziegler, Ludolf, Mangold, Riedel (1753), Uckermann (1779), Pabst (1809) und Mirus als Nachfahren von Henning Kniphoff (1596-1663) und Nutznießer des Familienstipendiums, das dieser begründet hatte.


[4] Martin Bauer, Genealogie in Erfurt, in: Genealogie, H. x/1992, S. 229-238.


[5] S. d. Hans von Milwitz, Bürger und Ratsherr in Erfurt, Zum Steinsee (j. Anger 55), auch Erbe des Hauses zum Stockfisch (j. Johannesstraße 169), † 1538; ∞ 1516 Elisabeth Ziegler.


[6] S. d. Rudolph Ziegler, * 1523, Bürger in Erfurt, Zur Mühlhaue (j. Johannesstraße 166), 1576, 1579, 1585, 1588, 1591, 1594 und 1597 Oberratsmeister, erbg. auf Eichelborn und Kirchheim (b. Erfurt), † 1597 (an der Pest); ∞ (2.) ca. 1554 Catharina von Bodewitz verw. von Denstedt, * Erfurt ca. 1525, lebt 1568.


[7] S. d. Justus (Jobst) Kniphoff, * Hildesheim ca. 1565, Bürger, Kauf- und Handelsmann, Kasten- und Ratsherr ebd., lebt 1621; ∞ (1.) ebd. 5.7. (5.9.?) 1590 Sophie von Harlessem, * ebd. ca. 1565, † ebd. 26.10.1597.


[8] S. d. Stephan Ziegler, * Halberstadt 18.8.1577, Bürger, Waid- und Saflorkäufer und Ratsherr in Erfurt, Zum Bocks Hof (j. Anger 57), Kurator der Universität ebd., seit 1634 königlich schwedischer Kriegskommissar, † Erfurt (Barfüßerkirche) 8.11.1635 (LP Stolberg 23512); ∞ ebd. Barfüßerkirche) 4.10.1604 Rebecca Schade, * ebd. ca. 1580, Erbin des Hauses zum roten Löwen (j. Johannesstraße 159), lebt 1618.


[9] S. d. Conrad Rudolph Ludolf, * Erfurt 31.10.1614, Bürger, Kaufmann und Ratsherr ebd., [] ebd. 10.1.1658 (LP Stolberg 15571); ∞ ebd. 24.8.1647 Sibylla Dorothea Kranichfeld, * Gut Salomonsborn (b. Erfurt) 24.6.1627, [] Waltershausen 3.3.1696.


[10] S. d. Michael Christoph Mangold, ~ Erfurt (Barfüßerkirche) 1.11.1639, 1668-80 Substitut und 1680-84 Pfarrer in Hayn und Schellroda (b. Erfurt), seit 1684 Pfarrer in Schwerborn (j. zu Erfurt), † ebd. 9.2.1691 (auf dem Weg nach Kerspleben erfroren); ∞ Utzberg (b. Erfurt) 24.11.1668 Anna Schmidt, * Tonndorf (b. Erfurt) 7.8.1653, lebt 1679.


[11] S. d. Mag. Johann Heinrich Riedel (Rüdel), * Großmölsen (b. Erfurt) 20.5.1682, 1706-13 Diakon und seit 1713 Pfarrer an der Kaufmannskirche in Erfurt, † ebd. (Kaufmannskirche) 14.3.1721 (LP Stolberg 18868); ∞ (1.) ebd. (Kaufmannskirche) 24.1.1707 Johanna Sabina Remler, * Leipzig (ca. 1685), † Erfurt 13.5.1717.


[12] S. d. Bernhard Lüder Uckermann, * Wanfried a. d. Werra 25.6.1712, Bürger, Kauf- und Handelsmann und Hauptmann ebd., kurmainzischer und fürstlich hessisch-rheinfelsischer (Titular-)Hofkammerrat, seit 1752 auch Bürger in Erfurt, Zum güldenen Saal (j. Marktstr. 2), lebt 1772; ∞ (1.) Erfurt 27.11.1738 (KB Wanfried) Marie (Martha?) Catharina Juncker, * (ebd. ca. 1715), lebt 1745.


[13] S. d. Dr. jur. Franz Michael Pabst (röm.-kath.), * Erfurt ca. 1740, Bürger, Advokat, Justizkommissar und Notar ebd., in dessen Haus im Fischersand 45 auf die „übergewöhnliche Pflege der Musik“ Wert gelegt wurde und in dem in den 1790er Jahren „viele sehr gebildete Emigranten“ aus Frankreich verkehrten, lebt 1795; ∞ ca. 1770 Maria Franziska Schauer (röm.-kath.), * ca. 1750, lebt 1809.


[14] S. d. Friedrich Wilhelm Ehrenfried Mirus, * Buttelstedt (b. Buttstädt) 18.2.1753, Bürgermeister in Rastenberg (b. Weimar), Hofadvokat des gräflich Werthernschen Hauses, erbg. auf Rastenberg (Raspesches Gut), † ebd. 10.2.1821 (vgl. zu seiner Abstammung von Lucas Cranach d. Ä. Genealogie 1973, S. 491); ∞ Eckstedt (b. Sömmerda) 30.4.1786 Charlotte Beyer, * Kleinneuhausen (b. Buttstädt) ca. 1765, lebt 1805.


[15] S. d. Johann Heinrich Prager, * Neundorf (b. Schleiz) 30.4.1796, der „als Jüngling von siebzehn Jahren die Befreiungskriege mit erlebt“ hat; Gutsbesitzer, Amts- und Steuerschulze in Geunitz, † ebd. 1.8.1854; ∞ ebd. 16.6.1818 Luise Marie Gernhardt, * ebd. 5.9.1802, † ebd. 25.7.1884 (?).


[16] S. d. Bernhard Leib, * Jüchsen (b. Meiningen) 6.8.1814, Lehrer und Rektor in Kranichfeld, † Saalfeld a. d. Saaale 21.2.1893; ∞ Kranichfeld 30.1.1838 Johanne Herber, * ebd. 12.1.1817, † ebd. 27.7.1881.


[17] S. d. Emil Kiesewetter, * Arnstadt 31.5.1831, Kaufmann, Kolonialwarenhändler und Rentier in Erfurt, † ebd. 19.3.1903; ∞ ebd. 20.10.1863 Julie Sendler, * ebd. 21.5.1843, † ebd. 21.10.1898.


[18] S. d. Hugo John, * Erfurt 23.1.1858, Kaufmann, Eisenwaren- und Maschinenfabrikant in Erfurt, Kgl. preußischer Oberleutnant d.R., † Erfurt 14.7.1911; ∞ ebd. 6.7.1890 Clara Stübgen, * ebd. 30.3.1872, † ebd. 17.12.1959.


[19] S. d. Albert Schweighöfer, * Lawischkehmen (b. Stallupönen) 17.7.1874, selbständiger Vermessungsingenieur in Allenstein, † Hildburghausen 3.3.1955; ∞ Allenstein 7.10.1905 Margarethe Struwe, * ebd. 17.12.1881, † Internierungslager Rye (Jütland) 21.12.1946.


[20] S. d. Karl-Heinz Drewes, * Lauenburg (Pommern) 23.7.1913, Schulbedarshändler, † Ravensburg 20.3.1990; ∞ Graudenz 5.10.1940 Ella Friesecke, * Güssow (b. Genthin) 18.11.1912, Krankenpflegerin, † Clausthal-Zellerfeld 13.1.2001.