Kai Drewes

Die Unüberwindbarkeit der Zensur

Ein unbekannter Brief des Braunschweiger Verlegers
Eduard Vieweg an Karl Marx aus dem Jahr 1846*

 


Abb. 1: Eduard Vieweg an Karl Marx, 8. September 1846
(Presskopie, Vieweg-Archive der Universitätsbibliothek Braunschweig)

Abb. 2: Eduard Vieweg an Karl Marx, 9. September 1846
(Presskopie, Vieweg-Archive der Universitätsbibliothek Braunschweig)
Karl Marx’ Briefwechsel aus dem Vormärz ist nur bruchstückhaft überliefert. [1] Bisweilen finden sich aber noch ganz unbekannte Stücke wie vor einigen Jahren in Moskau ein kurzer, launiger Brief Heinrich Heines an Marx’ Frau Jenny vom Neujahrstag 1845. [2] Bei Erschließungsarbeiten in den Vieweg-Archiven der Universitätsbibliothek Braunschweig [3] fand der Verfasser einen bislang ebenfalls unbekannten Brief des Braunschweiger Verlegers Eduard Vieweg [4] (1796–1869) an Marx, der hier erstmals wiedergegeben und vorgestellt wird. [5] Bei Viewegs Schreiben vom September 1846 handelt es sich um die Absage hinsichtlich eines Marxschen Buchprojekts, höchstwahrscheinlich der zu ihren Lebzeiten unpublizierten Deutschen Ideologie von Marx und Engels [6]. In der kurzen, nur einseitig überlieferten Korrespondenz kommen die damaligen Zensurverhältnisse in Deutschland deutlich zum Ausdruck. [7]

Genauer gesagt handelt es sich bei dem Fund um die Presskopie eines Briefes vom 9. September 1846 und um ein ebenfalls nur als Presskopie überliefertes Schreiben vom Vortag, das als Konzept anzusehen ist. [8] Nur Letzteres wurde von Vieweg selbst geschrieben. Auch inhaltlich sind zwischen dem ersten Entwurf und dem endgültigen Wortlaut Veränderungen festzustellen. Vieweg ließ also offenbar seinen schon ins Reine geschriebenen Brief einen Tag lang liegen und beschloss daraufhin, einen alternativen Brief schreiben zu lassen. Dass er die Kopie seines ersten Schreibens dennoch aufbewahrte (nicht aber das Original), ist schon für sich genommen interessant. [9]

Zwischen Marx und Vieweg kam zwar keine Verlagsbeziehung zu Stande, und ihre Korrespondenz war nur von kurzer Dauer. Doch lässt sich an diesem Beispiel einiges zeigen hinsichtlich der Beziehungen zwischen linken Autoren im Exil (Marx lebte zu dieser Zeit in Brüssel, Engels in Paris) und potenziellen Verlegern in deutschen Kleinstaaten Mitte der 1840er Jahre. All dies vor dem Hintergrund der Zensurbestimmungen im Deutschen Bund, die unter Ausnutzung des »ausgesprochenen Zensurföderalismus« [10] günstigstenfalls unterlaufen werden konnten. Bei der folgenden Kommentierung des Briefwechsels soll daher vor allem auch nach Erfahrungen und Erwartungen der beiden Korrespondenten im Hinblick auf die Zensur sowie nach möglichen Anknüpfungspunkten zwischen ihnen gefragt werden. Dabei wird der Schwerpunkt unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Netzwerke erst auf Marx, dann auf Vieweg liegen.

Leider ist Marx’ vorausgegangener Brief an Vieweg [11] verschollen; bereits eine um 1955/60 durchgeführte Sortierung und Erschließung des Viewegschen Briefarchivs nach Korrespondenzpartnern [12] förderte nur mehr die beiden Presskopien zu Tage. [13] Immerhin lässt sich aus Viewegs Antwort so viel rekonstruieren: Marx fragte aus Brüssel am 4. September 1846 bei Vieweg an, ob dieser bereit sei, ein Werk von ihm zu verlegen. Dabei gab er an, der Umfang werde mehr als 20 Bogen umfassen. Wie zu zeigen sein wird, nannte er wahrscheinlich die Zahl von etwa 50 Bogen, was immerhin 800 Seiten im Oktavformat entspricht. Außerdem kam Marx augenscheinlich, wohl beschwichtigend, auf den Zensuraspekt zu sprechen.

Die Anfrage wird einer anderen geähnelt haben, die Marx zwei Jahre zuvor an den Verleger Julius Campe (1792–1867) in Hamburg gerichtet hatte. Kurz und bündig hatte Marx Campe mitgeteilt, er und Engels hätten »eine Broschüre von ungefähr 10 Bogen gegen Bruno Bauer und seinen Anhang geschrieben«. Um auf deren Inhalt und das angeblich zu erwartende Publikumsinteresse einzugehen, genügte ihm ein Satz, gefolgt von der Versicherung, das Werk sei »im ganzen nicht zensurwidrig«. Campe möge sich bei Interesse umgehend melden, da der Aktualitätsbezug eine baldige Publikation verlange. Abschließend erwähnte Marx noch die gemeinsame Bekanntschaft mit Heine, den er zu grüßen bat. [14] Seine Anfrage an Vieweg formulierte Marx wahrscheinlich ähnlich sachlich-nüchtern [15] – und gab sich damit als in Verlagsverhandlungen erfahrenen Publizisten zu erkennen. Marx schrieb in diesen Jahren vermutlich eine Reihe solcher Briefe an deutsche Verleger, die vielleicht zu einem großen Teil nicht erhalten sind. [16]

Viewegs erster, eigenhändiger Entwurf für das Antwortschreiben lautete:

Braunschweig, 8 Septbr 1846
Mr. le Docteur K. Marx, Adr. Mr. Lannoý,
Plaine St. Gudule
Ew Wohlgeboren bois sauvage
Bruxelles
beehre ich mich in Beantwortung Ihrer
gefälligen Zeilen vom 4’ d. gehorsamst
mitzutheilen, daß an eine Zensur-
Erledigung für Ihre Schrift hierorts nicht
zu denken ist, so lange die Zensur
einmahl besteht. Auch über 20 Bogen sind
politische Schriften hier nicht zensurfrei,
daher dann an den Druck gar nicht zu
denken ist. Vielleicht wäre es noch am
ersten in Darmstadt möglich.
Hochachtungsvoll und
gehorsamst
Eduard Vieweg [17]

Vieweg bezieht sich darin also vor allem auf die Braunschweiger Zensurbestimmungen, die eine Veröffentlichung des Marx-Werkes durch ihn aussichtslos erscheinen ließen. Er äußert aber die Vermutung, in Darmstadt seien die Publikationschancen höher, was einem Ratschlag gleichkommt, es dort zu probieren.

Nun der am Folgetag verfasste, endgültige Brief:

Braunschweig, d 9. Septbr. 1846.
Mr. Charles Marx, Docteur
Adr. à Mr Lannoý Bruxelles, Plaine
Hochgeehrter Herr! St Gudule
Au bois sauvage
Wir danken Ew. Wohlgeboren verbindlichst
für das gefällige Verlagsanerbieten, welches
Sie mit Ihrem geehrten Schreiben vom 4t
ds. Mts zu machen die Güte hatten.
Es würde uns wahres Vergnügen machen, Ver-
leger Ihres Werkes zu werden. Allein Sie
kennen die deutschen Censur-Verhältnisse und
wissen, welche Hindernisse diese besonders den Verlegern
kleinerer Staaten bei dem Drucke politischer Schriften,
die etwa dem hohen deutschen Bunde misfallen könnten,
in den Weg legt. Es ist nicht unsere
Schuld, wenn wir ihr geschätztes Anerbieten
dankend ablehnen müssen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
gehorsamst
Fr. Vieweg & Sohn [18]

Eine nicht unwesentliche Veränderung besteht zunächst einmal darin, dass Vieweg im ersten Entwurf noch für sich als Person spricht, während die definitive Version unbestimmt auf den Namen des Verlags lautet. Andererseits signalisiert er bzw. der Verlag nunmehr deutlich sein generelles Interesse an Marx’ Schrift. Neuerlich werden die widrigen Zensurbestimmungen als Hinderungsgrund benannt. Diesmal geht Vieweg allerdings nicht auf die Braunschweiger Zensurpraxis im Besonderen ein, sondern macht die Politik des Deutschen Bundes für die missliebige Situation verantwortlich. Der anfangs vorgesehene Hinweis auf Darmstadt ist dagegen entfallen. Trotz der Entpersonalisierung gegenüber dem Entwurfschreiben (aus Vorsichtsgründen?) geht Viewegs endgültiger, geringfügig längerer Brief mehr auf den anfragenden Marx ein, indem er aufrichtiges Interesse bekundet und das gemeinsame Wissen um die deutsche Zensurpolitik aufruft. Überhaupt ist der Ton nun viel freundlicher.

Der Unterschied der beiden Versionen dürfte dafür sprechen, dass Vieweg nicht ausschloss, zu einem späteren Zeitpunkt tatsächlich einmal ein Marxsches Werk zu verlegen. Marx sollte nicht verprellt werden. Wenn Vieweg nicht länger auf Darmstadt verwies, muss dies auch nicht unbedingt heißen, dass er seiner dortigen Konkurrenz ein mögliches Geschäft neidete. Seine allgemeine Feststellung, die drückenden Zensurbestimmungen wirkten sich gerade auf die mindermächtigen Staaten aus, könnte genauso für folgende Möglichkeit sprechen: Der bestens informierte Vieweg ging, nachdem er die ganze Sache noch einmal durchdacht hatte, davon aus, Marx’ Werk sei so subversiv, dass sich selbst in den wenigen deutschen Staaten ohne Vorzensur für umfangreiche Werke kein Verleger finden würde, der bereit wäre, das Risiko einzugehen. Und so kam es auch.

Auf der anderen Seite ist es nicht verwunderlich, dass Vieweg an Darmstadt dachte. Im selben Jahr lobte der badische liberale Politiker und Publizist Carl Theodor Welcker in seinem Artikel über die »Censur der Druckschriften« in dem von ihm mit herausgegebenen Staats-Lexikon (das Marx mit einiger Wahrscheinlichkeit kannte) neben Holstein, wo das Lexikon erschien, gerade Hessen-Darmstadt als einen der am wenigsten von der Zensur betroffenen Staaten des Deutschen Bundes. [19] In der Tat wurde für deutsche Verhältnisse die Zensur in Darmstadt, wo die Verfassung von 1820 eine eingeschränkte Pressefreiheit beinhaltete [20], zumindest zeitweise relativ liberal gehandhabt. [21]

Vieweg hatte aber wohl auch konkret auf seinen Darmstädter Kollegen Carl Friedrich Julius Leske [22] (1821–1886) anspielen wollen: Noch jung an Jahren, gehörte Leske im Vormärz zu den wichtigsten und mutigsten Verlegern linker Publizisten – sehr zur Unfreude der preußischen Behörden. So wurden die 1845 bei ihm verlegten Rheinischen Jahrbücher zur gesellschaftlichen Reform auch in Darmstadt verboten und mussten in die Schweiz ausweichen. Ihr Herausgeber Hermann Püttmann hatte bereits das bei Leske erschienene, in Preußen verbotene Deutsche Bürgerbuch für 1845 ediert, eine der ersten bedeutenderen sozialistischen Publikationen in deutscher Sprache mit Beiträgen unter anderem von Friedrich Engels, Ferdinand Freiligrath und Moses Hess. [23] Auch vor diesem Hintergrund lag es nahe, dass Vieweg Marx anfänglich auf Darmstadt hatte verweisen wollen.

Wenige Wochen zuvor hatte Marx in einem Brief seines zeitweiligen Mitstreiters Rudolph Rempel (1815–1868), eines Leinenhändlers in Bielefeld, tatsächlich den Rat erhalten:

Wie es mit dem Druck der Manuscripte werden soll, weiß ich wahrlich nicht, da von allen Seiten schlechte Nachrichten einlaufen. Meiner Meinung nach ließe sich der Druck durch Leske in Darmstadt noch am Besten bewerkstelligen; er kann die Sachen ja unter der Firma ›Selbstverlag‹ erscheinen lassen. Schreiben Sie selbst an ihn, meines Erachtens ist er der einzige Buchhändler, mit dem sich was aufstellen läßt. [24]

Marx kam jedoch nicht auf Leske zu. Warum? Zunächst einmal ging es zu diesem Zeitpunkt noch – wie der Forschung lange Zeit unbekannt war – um das größere Projekt einer Vierteljahrsschrift, deren Redaktion Marx übernehmen sollte. In diesem Periodikum wollten Marx und Engels ihre polemischen Beiträge gegen Junghegelianer und ›wahre‹ Sozialisten unterbringen, die unter der Sammelbezeichnung Die deutsche Ideologie bekannt geworden sind. Marx’ und Engels Versuche, ihre 1845/46 verfassten Texte so oder so zu veröffentlichen, die Zeitschriftenpläne und Verhandlungen mit Verlegern und Mittelsmännern können hier nicht im Detail nachgezeichnet werden. [25] Nach Rempels enttäuschendem Brief versuchten Marx und Engels noch bis zum Sommer 1847 intensiv, aber erfolglos, in Deutschland oder der Schweiz einen Verleger für die Manuskripte zu finden. [26]

Dabei lässt sich einem Brief von Engels an Marx von Mitte Oktober 1846 entnehmen, dass die beiden anfänglich ein Buch von etwa 50 Bogen planten. Engels vermutete, schon ein solcher Umfang stünde dem Erfolg des Projekts im Wege:

Die Versuche mit den Schweizer Buchhändlern werde ich machen. Ich glaube aber schwerlich daß ich unterkomme. Die Kerls haben alle kein Geld um 50 Bogen zu drucken. Ich bin der Ansicht, daß wir nichts gedruckt kriegen, wenn wir die Sachen nicht trennen und die Bände einzeln unterzubringen suchen, zuerst die philosophische Geschichte, die pressirt am meisten, und dann das Andre. 50 Bogen auf Einmal ist so gefährlich groß, daß viele Buchhändler es schon deßwegen nicht nehmen, weil sie es nicht können. [27]

Ganz offensichtlich ist Marx’ Brief an Vieweg vom Vormonat im Zusammenhang mit diesen Bemühungen um einen Verlag zu sehen – und Engels’ Brief spricht dafür, dass darin noch die Rede von ungefähr 50 Bogen gewesen war.

Leske hingegen kam für Marx schon deshalb nicht als Verleger der Deutschen Ideologie in Frage, weil er einige Monate zuvor den Vertrag über ein anderes Marx-Werk mit Verweis auf die drückende Zensur und aus Sorge um seine geschäftliche Existenz gekündigt hatte. [28] Noch Jahrzehnte lang sollten die beiden um die Rückzahlung des Vorschusses streiten. Engels schrieb freilich Marx am 18. September 1846, indem er verschiedene Verlagsmöglichkeiten erwog, auch noch einmal: »Das Dein Geldpech noch immer anhält ist schändlich. Ich weiß für unsre Manuskripte keinen Verleger außer Leske, den man während der Unterhandlung über die Kritik seines Verlags in Unwissenheit halten müßte.« [29] Auf Grund der zeitlichen Nähe ist es gut möglich, wenn nicht wahrscheinlich, dass Marx Engels Mitte September 1846 in einem verschollenen Brief von Viewegs Absage in Kenntnis gesetzt hatte.

Indem Marx unter anderem Vieweg als möglichen Verleger in Betracht zog, knüpfte er auch an Bemühungen der früheren Mitstreiter an. Denn Rudolph Rempel hatte sich im Winter 1845/46 auf der Suche nach einem Verleger bereits unter anderem an Eduard Vieweg gewandt. Am 14. Januar 1846 schrieb Rempel an Moses Hess (1812–1875): »Wegen Besorgung des buchhändlerischen Theils unserer Verlagsunternehmung ist an Vieweg in Braunschweig und nach Hamburg geschrieben; wir erwarten nächstens Antwort.« [30] Der Brief an Vieweg und dessen Antwort haben sich in den Vieweg-Archiven leider nicht erhalten. Nun kann aber mit einiger Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es dieser Brief Rempels war, den Hess vier Monate später, am 20. Mai 1846, einem eigenen Brief an Marx beifügte. [31] Demnach wusste Marx seit Ende Mai 1846, dass Rempel Vieweg als Verleger in Betracht gezogen und kontaktiert hatte. Als er im Spätsommer 1846 selbst einen Verlag für die Deutsche Ideologie suchte, entsann sich Marx auch Viewegs und schrieb ihn an.

Als leidgeprüfter Autor wusste Marx über die deutschen Zensurbestimmungen im Übrigen, wie Vieweg zu Recht annahm, bestens Bescheid. Seinem Mittelsmann Joseph Weydemeyer (1818–1866) in Schildesche bei Bielefeld schrieb er am 14. Mai 1846, er gehe dennoch davon aus, dass »Bücher über 20 Bogen […] am besten in dem eigentlichen Deutschland gedruckt« würden, wobei »[d]er Druckort […] natürlich nicht in Preussen sein« dürfe, also »ein beliebiger Druckort ausser Preussen aufzuthun« sei. Um die Zensur zu umgehen, schwebte Marx vor, den Herausgeber der projektierten Zeitschrift als Verleger zu bezeichnen, also in der Titelei – wie dies einige Wochen später auch Rempel vorschlug – »im ›Selbstverlag des Verfassers‹« anzugeben. Den Vertrieb sollte der Leipziger Verleger Albert Theodor Thomas übernehmen, »der in der Verbreitung confiscirlicher Bücher hauptsächlich macht«. [32]

Der letzte bekannte Hinweis auf Marx’ und Engels’ Bemühungen, einen Verlag für die Deutsche Ideologie zu finden, geht aus einem Schreiben des Bremer Verlegers Franz Schlodtmann (Lebensdaten unbekannt) an Engels und Marx in Brüssel vom 6. August 1847 hervor. In Beantwortung einer nicht erhaltenen Anfrage der beiden vom 2. August 1847 begründete Schlodtmann seine Ablehnung unter anderem mit den Bremer Zensurverhältnissen. Er wies aber zum Schluss – ähnlich Viewegs ursprünglicher Absicht – auf die seiner Meinung nach günstigere Situation in Leipzig hin und nannte auch Namen von Verlegerkollegen, die in Frage kommen könnten: »Die Leipziger Herren Otto Wigand, Wilh. Jurany, Arnold Ruge, vielleicht auch eine jüngere Firma: E. O. Weller, dürften am ersten geneigt sein Ihr Buch zu drucken.« [33]

Schlodtmann, der seinen Verlag erst kurz zuvor eröffnet hatte, meinte es gut. Marx und Engels aber drehten sich bei ihrer Suche nach einem Verleger mittlerweile im Kreis, es war aussichtslos. [34] Rückblickend schrieb Marx 1859 im Vorwort Zur Kritik der politischen Ökonomie die bekannten, hinsichtlich der Werkgeschichte irreführenden Worte: »Das Manuskript, zwei starke Oktavbände, war längst an seinem Verlagsort in Westfalen angelangt, als wir die Nachricht erhielten, daß veränderte Umstände den Druck nicht erlaubten. Wir überließen das Manuskript der nagenden Kritik der Mäuse um so williger, als wir unsern Hauptzweck erreicht hatten – Selbstverständigung.« [35]

Als Marx 1846/47 noch händeringend einen Verleger suchte und sich unter anderem an Vieweg wandte, dachte er keineswegs so abgeklärt. In einem Zeitungsartikel vom April 1847 nahm er die Probleme mit der Deutschen Ideologie zum Anlass, die deutschen Zensurverhältnisse insgesamt zu kritisieren, und stellte eine eigene Darstellung dazu in Aussicht: »Die Umstände, welche den Druck dieses Manuscripts verhindert haben und noch verhindern, werden vielleicht als Leitung zur Schilderung der ›zeitweiligen Preßzustände in Deutschland‹ an einem andern Orte dem Publikum auseinandergesetzt werden.« [36]

Vermutlich wäre Marx früher oder später ohnehin auf den renommierten Vieweg-Verlag zugekommen, obwohl Eduard Vieweg in diesen Jahren mit Unterstützung seines Freundes Justus (seit 1845 Freiherr von) Liebig (1803–1873) das Verlagsprogramm zielstrebig in Richtung Naturwissenschaften und Technik ausrichtete. [37] Friedr. Vieweg & Sohn gehörte damit zu denjenigen Universalverlagen, die sich im 19. Jahrhundert zu wissenschaftlichen Fachverlagen weiterentwickelten. [38] Der vielseitig interessierte Marx besaß auch zumindest später einige von Vieweg verlegte Bücher. [39] In den 1840er Jahren machten schöngeistige und politische Titel aber noch einen wichtigen Teil des Sortiments aus. [40]

Ansonsten war Marx der Name Vieweg vielleicht zusätzlich aus seiner Pariser Zeit ein Begriff: Hier lebte seit 1840 Eduards jüngerer Bruder Friedrich Vieweg jun. (1808–1888), der mit einer Französin verheiratet war [41] und die Buchhandlung Brockhaus und Avenarius gekauft hatte. Über die Aktivitäten des Pariser Viewegs ist bislang nur sehr wenig bekannt, [42] doch gehörte er neben Marx, Arnold Ruge und anderen zu denjenigen deutschen Emigranten, deren Ausweisung aus Frankreich die preußische Regierung 1844/45 betrieb – in Viewegs Fall ohne Erfolg, [43] während Marx nach Brüssel zog. Für Eduard Vieweg wiederum gilt also, dass er einen familiären Bezug zur deutschen Emigration im französischsprachigen Ausland hatte.

Verwandtschaften waren überhaupt wichtig: Als Cousin von August, Friedrich und Julius Campe in Hamburg bzw. Nürnberg und Philipp Reclam in Leipzig und als Schwager von Heinrich Brockhaus in Leipzig und George Westermann in Braunschweig bewegte sich Vieweg schon familiär in einem gediegenen Buchhändler- und Verlegernetzwerk, das eine Reihe deutscher Staaten umspannte. [44] Die Vorrangstellung dieses Verlegeradels kam auch standespolitisch zur Geltung. So war der gerade eben, im August 1846, verstorbene Friedrich Campe (Campe’sche Buch- und Kunstbuchhandlung, Nürnberg) 1825 einer der Mitbegründer und bis 1828 der erste Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler gewesen. [45] Die Zensur muss in diesen Kreisen ein ständiges Thema gewesen sein. Viewegs mutigster Verwandter war Julius Campe (Hoffmann und Campe, Hamburg), der nicht nur im Fall seines wichtigsten Autors Heine immer wieder »wahre diplomatische Meisterleistungen an Klugheit und Vorsicht« [46] an den Tag legte, um der Zensur ein Schnippchen zu schlagen und den Vertrieb im innerdeutschen Ausland zu gewährleisten.

Bereits Eduard Viewegs Großvater und Erzieher Joachim Heinrich Campe (1746–1818), der bekannte Reformpädagoge, Publizist und Gründer der Braunschweigischen Schulbuchhandlung, hatte sich in den ersten Jahren der Französischen Revolution nach den Maßstäben der Zeit sehr für Pressefreiheit eingesetzt. [47] Sein Sprachrohr war das von ihm 1788 bis 1793 herausgegebene Braunschweigische Journal, das schließlich nur mehr als Schleswigsches Journal im holsteinischen Altona erscheinen konnte: Gegenüber dem Braunschweiger Herzog konnte sich Campe mit seinen Vorstellungen nicht durchsetzen und zeigte zuletzt Wohlverhalten. Einen Verweis des Herzogs – auf preußische Intervention hin – hatte er bereits 1791 erhalten, als er ein Buch verlegte, dem in Preußen die Druckerlaubnis verweigert worden war, und darin das Berliner Zensurdekret mit abdruckte. Allerdings übersiedelte 1799 Campes Schwiegersohn Friedrich Vieweg (1761–1835) unter anderem deshalb mit seinem Verlag von Berlin nach Braunschweig, weil er in Preußen Probleme mit der Zensur hatte und in Braunschweig auf günstigere Verhältnisse hoffte. [48]

Erst als sich im Herzogtum Braunschweig ab 1830 die Verhältnisse ein wenig liberalisierten – nach der »einzige[n] deutsche[n] Revolution des 19. Jahrhunderts, die, gemessen an ihren Zielen, völlig erfolgreich war« [49] –, schien dort die Etablierung der Pressefreiheit möglich. Die 1832 erlassene Verfassung enthielt auch einen Grundrechtskatalog samt in Aussicht gestellter Pressefreiheit, doch mit einer starken Einschränkung. § 31 der bei Vieweg publizierten Neuen Landschaftsordnung besagte nämlich in Absatz c: »Die Freiheit der Presse und des Buchhandels soll bestehen unter Beobachtung der Beschlüsse des Deutschen Bundes und der gegen den Mißbrauch dieser Freiheit zu erlassenden Gesetze.« [50] In Braunschweig erhielten so die strikten Zensurbestimmungen des Deutschen Bundes sogar Verfassungsrang, ergänzt durch eigene Verordnungen und Gesetze im selben Geist. Dass die »Pressefreiheit […] zur Disposition des Deutschen Bundes gestellt« [51] wurde, bedeutete auch im Vergleich mit anderen deutschen Verfassungen der Zeit einen besonders gering ausgeprägten Schutz dieses so wichtigen Grundrechts. [52] Wie im Fall des preußischen Vorbilds wurde in Braunschweig rigoros verfahren, indem noch über die Karlsbader Beschlüsse bzw. das Bundespressegesetz von 1819 hinaus Bücher mit einem Umfang von mehr als 20 Bogen (gleich 320 Seiten) neben der obligatorischen Nach- auch der Vorzensur unterlagen. Auf diese konkreten, von Land zu Land verschiedenen Umstände wollte Vieweg Marx anfangs hinweisen.

Vielleicht wäre ein Werk des aus dem Bürgertum gefallenen Sozialisten Marx bei näherer Betrachtung ohnehin nicht auf Gegenliebe beim liberalen Honoratioren Vieweg gestoßen. Wobei Vieweg 1850 immerhin Fanny Lewalds (1811–1889) Erinnerungen aus dem Jahre 1848 verlegte: »bei aller Verschiedenheit des politischen Standorts Eduard Viewegs und seiner Autorin […] eine unverkennbare politische Geste«. [53] Auch war Vieweg einer derjenigen prominenten Verleger, die öffentlich Kritik an der Zensur übten, was Marx möglicherweise in Rechnung stellte. So hatte er 1840 eine Streitschrift gegen die Zensur in Hamburg publiziert [54] – deren Verfasser, der Hamburger Kaufmann und Publizist Franz Klefeker (1801–1882), zwei Jahre später interessanterweise für die von Marx redigierte Rheinische Zeitung schrieb [55]. Ebenfalls 1840 war die von Vieweg herausgegebene Deutsche National-Zeitung aus Braunschweig und Hannover mit der Begründung verboten worden, sie sei staatsgefährdend. [56]

Eduard Vieweg gehörte darüber hinaus zu den zehn Buchhändlern und Verlegern, die 1842 namens des Börsenvereins in einer gedruckten Denkschrift die Zensur im Deutschen Bund maßvoll kritisiert hatten. [57] Deren ungenannter Autor, der Anwalt, Publizist und liberale Politiker Karl Steinacker (1801–1847) im braunschweigischen Holzminden, war zu diesem Zeitpunkt schon seit einem Jahrzehnt Vieweg-Autor. Aus dem Briefwechsel von Steinacker und Vieweg geht zumindest hervor, dass Letzterer für den Börsenverein hinsichtlich des Honorars für die Denkschrift verhandelte. [58] Die Vermutung liegt nahe, dass Vieweg Steinacker auch als Autor vorgeschlagen hatte. Dass sich der Börsenverein 1845 nochmals und diesmal energischer in einer Denkschrift über die Organisation des deutschen Buchhandels und die denselben bedrohenden Gefahren gegen eine sich abzeichnende Verschärfung der Zensurmaßnahmen in Leipzig, der Hauptstadt des deutschen Buchhandels, aussprach, war auf Antrag Viewegs geschehen, der erneut zu den (sieben) Unterzeichnern gehörte. [59]

Eduard Vieweg hatte also nicht nur von Berufs wegen ständig mit der Zensurfrage zu tun, bisweilen trat er in dieser Frage auch öffentlich in Erscheinung. Für Karl Marx war die drückende Zensur noch unmittelbarer ein Lebensthema, als Kritiker der bestehenden Verhältnisse wie als verfemter Autor mit ständigen Geldsorgen. Seit seiner zunehmenden Politisierung Anfang der 1840er Jahre schrieb Marx folgerichtig immer wieder gegen die Zensur an. [60] Vieweg sollte Recht behalten: Die deutsche Ideologie zu veröffentlichen war in Deutschland unter den gegebenen Voraussetzungen undenkbar. Erstmals vollständig erschien sie 1932 als Teil der ersten Marx-Engels-Gesamtausgabe.

Längst sind die Verlage Vieweg und Leske nicht mehr in Familienbesitz und seit Jahrzehnten auch nicht mehr in Braunschweig bzw. Darmstadt beheimatet. Seitdem der zuletzt in Opladen ansässige Verlag Leske + Budrich 2004 im neuen VS Verlag für Sozialwissenschaften aufgegangen ist, sitzen die Nachfolgeunternehmen der beiden Traditionsverlage Vieweg und Leske (ersterer nach einer 2008 erfolgten Fusion unter dem Namen Vieweg+Teubner) heute im selben Gebäude in Wiesbaden und haben denselben Geschäftsführer – als Fachverlage innerhalb des Bertelsmann-Konzerns. [Nachtrag: 2012 wurde der Vieweg+Teubner Verlag mit dem deutschsprachigen technischen Programm des wissenschaftlichen Springer-Verlags zusammengelegt und in Springer Vieweg umbenannt, im selben Jahr erhielt der VS Verlag den neuen Namen Springer VS. Beide Unternehmen sind noch in Wiesbaden ansässig, jetzt als Teil des globalen Verlagskonzerns Springer Nature.] [61] Mit Blick auf den starken Konzentrationsprozess im Verlagswesen würde Marx sich gewiss in seiner ökonomischen Analyse bestätigt fühlen. Dabei könnte er heutzutage relativ problemlos publizieren. Die Frage lautet eher, welche Leser er finden würde.

Anmerkungen

* Postprint meines gleichnamigen Beitrags in: Archiv für Geschichte des Buchwesens, Bd. 66 (2011), S. 155–164. Berichtigt wurden in den Beschreibungen der beiden Abbildungen die Entstehungsdaten (8. statt 9. und 9. statt 10. September 1846). Die Veröffentlichung der Digitalisate erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Universitätsbibliothek Braunschweig.


[1] Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe. Hrsg. vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und vom Institut für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (seit 1990: von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung). Berlin: Dietz (seit 1998: Akademie Verlag) 1975ff., hier Bd. III/1 (1975), S. 14*f.; Bd. III/2 (1979), S. 49*f.


[2] Der Brief ist enthalten in einem Album der Marx-Tochter Jenny mit Fragebögen und Autographen von Mitgliedern, Freunden und Bekannten der Familie Marx. Siehe das Faksimile des Briefes in: Omura, Izumi u. a. (Hrsg.): Familie Marx privat. Die Foto- und Fragebogen-Alben von Marx’ Töchtern Laura und Jenny. Eine kommentierte Faksimile-Edition. Berlin: Akademie-Verlag 2005, Abbildungsteil zw. S. 114 u. 223, Abb. 83a u. 83b (dazu S. 396 f. Kommentar und Transkription).


[3] Brief-, Verlags- und Bucharchiv des Vieweg-Verlags befinden sich seit 1999 in der Universitätsbibliothek Braunschweig. Siehe dazu Lütjen, Andreas / Oberdieck, Klaus D.: Ad fontes! – Die Vieweg-Archive wieder zurück in Braunschweig und zugänglich für die Forschung. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 29 (2006), S. 341f. Das Briefarchiv umfasst ca. 50.000 Briefe von ca. 3.000 Korrespondenten von Ende des 18. bis Mitte des 20. Jahrhunderts sowie ca. 14.000 Antwortschreiben des Verlags. Website der Vieweg-Archive (mit Briefdatenbank): https://www.tu-braunschweig.de/ub/universitaetsarchiv/vieweg-archive [Stand: Januar 2020].


[4] Über ihn siehe Henkel, Gabriele: Art. »Vieweg, Hans Heinrich Eduard«. In: Jarck, Horst-Rüdiger / Scheel, Günter (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hannover: Hahnsche Buchhandlung 1996, S. 629; Rosen, Edgar R.: Eduard Vieweg – Leben und Werk. In: Pöls, Werner / Pollmann, Klaus Erich (Hrsg.): Moderne Braunschweigische Geschichte. Hildesheim: Olms 1982, S. 95–107; Lütjen, Andreas: Der Unternehmer Eduard Vieweg. Braunschweig 2002 [Unveröffentlichte Magisterarbeit. Exemplar im Universitätsarchiv Braunschweig vorhanden]. [Nachtrag: Siehe jetzt auch das Kapitel zu Eduard Vieweg in der Dissertation von Lütjen, Andreas: Die Viewegs. Das Beispiel einer bürgerlichen Familie in Braunschweig 1825–1921. Münster: Monsenstein und Vannerdat 2012, S. 63–195.]


[5] Für Hinweise möchte ich Prof. Dr. Helmut Castritius (Darmstadt), Julia Hauser (Göttingen), Andreas Lütjen (Stuttgart) und Klaus D. Oberdieck (Braunschweig) herzlich danken.


[6] Kritische Ausgabe: Marx, Karl / Engels, Friedrich / Weydemeyer, Friedrich: Die Deutsche Ideologie. Artikel, Druckvorlagen, Entwürfe, Reinschriftenfragmente und Notizen zu I. Feuerbach und II. Sankt Bruno (Marx-Engels-Jahrbuch 2003). Bearb. v. Inge Taubert u. Hans Pelger. Berlin: Akademie Verlag 2004. Siehe dazu als Kommentar zuletzt: Bluhm, Harald (Hrsg.): Karl Marx / Friedrich Engels. Die Deutsche Ideologie (Klassiker auslegen 36). Berlin: Akademie Verlag 2010. Von Weydemeyer stammt nur einer der Texte, als dessen Mitautor überdies Marx ausgemacht worden ist.


[7] Zur Zensur im Vormärz siehe nur Breuer, Dieter: Geschichte der literarischen Zensur in Deutschland. Heidelberg: Quelle & Meyer 1982, S. 145–183; Ziegler, Edda: Literarische Zensur in Deutschland 1819–1848. Materialien, Kommentare. 2., rev. Aufl. München: Allitera 2006.


[8] Signatur: Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-
Archive, V 1 M : 37. Das Konvolut mit der Signatur V 1 M : 38 bezieht sich auf die Verlagskorrespondenz mit Karl Michael Marx (1794–1864), Professor für Physik und Chemie am Braunschweiger Anatomico-Chirurgicum.


[9] Allerdings ist zu berücksichtigen, dass im Zuge der ersten Erschließung des Briefarchivs die Presskopien vermutlich aus chronologisch geführten, gebundenen Kopierbüchern herausgetrennt wurden. Unverändert erhalten geblieben ist nur ein »Copie-Buch« der Jahre 1890 bis 1893 (Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 3 : 1.1.4.3a).


[10] Leonhard, Jörn: »… der heilige Eifer des Bücherkastrierens«? Wandel und Widerspruch politischer Zensur im deutschen Vormärz bis 1848. In: Müller, Beate (Hrsg.): Zensur im modernen deutschen Sprachraum (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur 94). Tübingen: Max Niemeyer 2003, S. 31–45, hier S. 45.


[11] Bislang gab es keinen Hinweis auf diesen Marx-Brief anhand der überlieferten Briefe. Vgl. die Liste bekannter, aber nicht erhaltener Briefe von Marx in Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 1127–1132.


[12] Anhand der Handschrift auf den dabei angelegten Karteikarten usw. kann die Erschließungstätigkeit eindeutig der Bibliothekarin Johanna Gantzer (1887–1966/67) zugeordnet werden, die in hohem Alter das Verlagsarchiv betreute. Vgl. den von ihr unterschriebenen ms. Bericht wohl von 1962 über Geschichte und Archiv des Vieweg-Verlags (Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 3 : 1.5.4.5). Von 1945 bis 1952 war Gantzer in mehr oder weniger leitender Funktion Angestellte der Bücherei der Pädagogischen Hochschule Braunschweig gewesen (laut ihrer Personalakte: Universitätsarchiv Braunschweig, B 9 : 28), seit 1953 und noch 1963 war sie beim Vieweg-Verlag als Archivarin angestellt (siehe die Personallisten in: Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 3 : 1.2.1.2). Zu ihrem Todesjahr vgl. Bücherei und Bildung 19 (1967), S. 416.


[13] Auf der entsprechenden Karteikarte zum Briefwechsel mit Marx vermerkte Johanna Gantzer (vgl. vorige Anm.) ausdrücklich: »Marx’ Briefe fehlen« (Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, Absenderkartei zum Briefarchiv). Offensichtlich nahm sie deshalb an, es müsse mehrere Briefe von Marx an Vieweg gegeben haben, weil sie die zweite Presskopie auf den 24. statt auf den 9. September 1846 datierte. Marx selbst hat an Vieweg aber sicherlich nicht mehr als den einen Brief vom 4. September 1846 geschrieben. Von der verlorenen Korrespondenz der Mittelsmänner von Moses Hess wird Gantzer nicht gewusst haben.


[14] Karl Marx an Julius Campe, Paris 7. Oktober 1844. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/1 (1975), S. 247.


[15] Ganz anders Marx’ ausführlicher, ebenso vertrauter wie scharfer Brief vom 1. August 1846 an den Darmstädter Verleger Leske, mit dem er über einen exakt anderthalb Jahre zuvor abgeschlossenen Buchvertrag stritt. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 22–25. Zum Vertrag vom 1. Februar 1845 siehe Leskes Brief an Marx vom 6. Dezember 1845 in Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/1 (1975), S. 492.


[16] Namen von Verlegern, mit denen Marx und Engels im Lauf der Jahrzehnte intensivere Beziehungen und Korrespondenzen unterhielten, nennt Bagaturija, Georgij: Die Briefpartner von Karl und Friedrich Engels. In: Herres, Jürgen / Neuhaus, Manfred (Hrsg.): Politische Netzwerke durch Briefkommunikation. Briefkultur der politischen Oppositionsbewegungen und frühen Arbeiterbewegungen im 19. Jahrhundert (Berichte und Abhandlungen der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Sonderband 8). Berlin: Akademie Verlag 2002, S. 335–349, hier S. 338f.


[17] Die Presskopie des Briefes besteht aus einem Blatt Seidenpapier (Breite: 202 mm, Höhe: 263 mm), das am rechten Rand sowie an der linken oberen Ecke mehrfach eingerissen ist. Einrückungen und Zeilenumbruch in der Transkription entsprechen – wie auch im Fall des Briefes vom 9. September – dem Original (vgl. Abb. 1).


[18] Die Presskopie des Briefes besteht aus einem Blatt Seidenpapier (Breite: 210 mm, Höhe: 262 mm), das am oberen Rand rechts geringfügig eingerissen und zur Verstärkung auf ein Blatt Löschpapier geklebt ist. Die Schrift ist stark ausgeblichen und daher schwer zu entziffern. Dies gilt nicht zuletzt für das Datum (vgl. Abb. 2). Johanna Gantzer las es als 24. September 1846, wie sie auf der von ihr angelegten Karteikarte vermerkte. Diese Lesart wird hier nicht übernommen.


[19] Welcker, C[arl]: Art. »Censur der Druckschriften«. In: Rotteck, Carl von / Welcker, Carl (Hrsg.): Das Staats-Lexikon. Encyklopädie der sämmtlichen Staatswissenschaften für alle Stände. Bd. 3. Neue, verb. u. verm. Aufl. Altona: Johann Friedrich Hammerich 1846, S. 114–145, hier S. 121 u. 134. Ähnlich bereits Welcker, C[arl] Th[eodor]: Art. »Censur der Druckschriften«. In: Rotteck, Carl von / Welcker, Carl (Hrsg.): Staats-Lexikon oder Encyclopädie der Staatswissenschaften. Bd. 3. Altona: Johann Friedrich Hammerich 1836, S. 329–365, hier S. 338. Marx oder Engels besaß die vollständige erste Auflage des »Staats-Lexikons«. Werchan, Inge / Skambraks, Ingrid: Verzeichnis von verschollenen Büchern aus den Bibliotheken von Marx und Engels. T. 1. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung (1981), H. 8, S. 3–225, hier S. 189.


[20] Vgl. Anm. 50.


[21] Siehe dazu Spangenberg, Ilse: Hessen-Darmstadt und der Deutsche Bund 1815–1848. Saarbrücken 1967, S. 110–126 [Diss. phil.]; Franz, Eckhart G. / Fleck, Peter (Hrsg. u. Bearb.): Der Landtag des Großherzogtums Hessen 1820–1848. Reden aus den parlamentarischen Reform-Debatten des Vormärz (Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen 18). Darmstadt: Hessische Historische Kommission 1998, S. 365–370.


[22] Über ihn siehe Brauer, Adalbert: Art. »Leske, Carl Friedrich Julius«. In: NDB, Bd. 14 (1985), S. 328f. [Nachtrag: auch online unter https://www.deutsche-biographie.de/sfz50591.html#ndbcontent]; Drewes, Kai: Art. »Leske, Carl Friedrich Julius«. In: Stadtlexikon Darmstadt. Hrsg. v. Historischen Verein für Hessen. Stuttgart: Theiss 2006, S. 552 [Nachtrag: jetzt auch online unter http://www.darmstadt-stadtlexikon.de/l/leske-carl-friedrich-julius-sohn.html].


[23] 130 Jahre später wurde der Sammelband vom Verlag neu aufgelegt: Deutsches Bürgerbuch für 1845. Neu hrsg. v. Rolf Schloesser. Köln: Leske 1975.


[24] Rudolph Rempel an Karl Marx, Bielefeld 29. Juni 1846. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 238.


[25] Siehe dazu Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 611 f.; Andréas, Bert / Mönke, Wolfgang: Neue Daten zur »Deutschen Ideologie«. Mit einem unbekannten Brief von Karl Marx und anderen Dokumenten. In: Archiv für Sozialgeschichte 8 (1968), S. 5–159, besonders S. 37–42; Golowina, Galina: Das Projekt der Vierteljahrsschrift von 1845/1846. Zu den ursprünglichen Publikationsplänen der Manuskripte der »Deutschen Ideologie«. In: Marx-Engels-Jahrbuch 3 (1980), S. 260–274. Weitere Literatur zur Entstehungsgeschichte der »Deutschen Ideologie« bei Fischer, Ariane: The Critique of Philosophy qua Mental Labor in The German Ideology. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2008, S. 33–67, hier S. 36, Anm. 6.


[26] Siehe dazu Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), passim, v. a. auch die Briefe von Engels an Marx.


[27] Friedrich Engels an Karl Marx, Paris um den 18. Oktober 1846. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 51 (Hervorhebung im Original). Aus den folgenden Sätzen geht hervor, dass Engels diese Bedenken auch auf deutsche Verleger bezog. Er schlug vor, die beiden Bände verschiedenen Verlegern anzubieten und unter anderem an den Bremer Verleger Johann Heinrich Christian Kühtmann heranzutreten (»der Kerl wollte verbietenswürdige Bücher drucken aber nicht viel bezahlen«).


[28] Carl Friedrich Julius Leske an Karl Marx, Darmstadt 31. März 1846. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/1 (1975), S. 528. Zu den weiteren Gründen siehe Andréas / Mönke, Neue Daten, S. 39. Bei dem Marx-Werk handelte es sich um die »Kritik der Politik und Nationalökonomie«.


[29] Friedrich Engels an Karl Marx, Paris 18. September 1846. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 40. In der »Deutschen Ideologie« kritisierten Marx und Engels auch Autoren, die bei Leske publiziert hatten.


[30] Zit. nach Andréas / Mönke: Neue Daten, S. 51. Bei dem Hamburger Verleger handelt es sich gewiss um Julius Campe. Vgl. Engels’ Brief an Campe vom 14. Oktober 1845 in Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/1 (1975), S. 278, in dem es bemerkenswerterweise heißt: »Unser Standpunkt ist der kommunistische […]. Dieser lässt, wie sie einsehen werden, durchaus keine Censurvorlage zu, und können wir daher uns auch auf eine solche nicht einlassen.«


[31] Mönke, Wolfgang: Neue Quellen zur Hess-Forschung. Mit Auszügen aus einem Tagebuch, aus Manuskripten und Briefen aus der Korrespondenz mit Marx, Engels, Weitling, Ewerbeck u. a. (Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Klasse für Philosophie, Geschichte, Staats-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften 1964/1). Berlin: Akademie-Verlag 1964, S. 106, Anm. 1. Hess schrieb dazu in seinem Brief an Marx: »Von früheren Briefen, die auf den Verlag Bezug haben, finde ich nur den beikommenden von Rempel und Helmich.« Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 208.


[32] Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 9f. (Hervorhebungen im Original). Weydemeyer hatte Marx am 30. April 1846 geschrieben, gern wolle er die niederländische Staatsbürgerschaft beantragen und »im Limburgschen einen Verlag […] errichten«. Denn »[g]egen die einzelnen Buchhändler können zu leicht Zwangsmaßregeln angewendet werden, hier könnte höchstens der ganze Verlag verboten werden, was bei den guten Verbindungen eben sich [verlesen für ›nicht‹?] viel sagen will, und die Verbindung mit einem Bundesstaate kann nicht abgeschnitten werden.« Ein Ausweichen in das Herzogtum Limburg (das zum Deutschen Bund gehörte, aber in Personalunion mit den Niederlanden regiert wurde) hielt er vor allem mit Blick auf weniger umfangreiche Druckwerke (also mit weniger als 20 Bogen Umfang) für sinnvoll: »Die Herausgabe von Broschüren scheint mir fast nur auf diesem Wege möglich.« Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/1 (1975), S. 532. Marx antwortete, dies sei eine gute Idee, aber eben nur hinsichtlich schmalerer Bücher.


[33] Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 349.


[34] An Georg Herwegh in Paris schrieb Marx am 26. Oktober 1847, es sei »unmöglich […], unter den jetzigen Zeitumständen in Deutschland irgendwie den Buchhandel benutzen zu können«, weshalb er plane, »eine Revue, monatliche – auf Aktienbeiträge gestützt, zu begründen«. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. III/2 (1979), S. 116.


[35] Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. II/2 (1980), S. 102.


[36] Aus Marx’ »Erklärung gegen Karl Grün«, die zuerst am 8. April 1847 in der »Deutsche-Brüsseler Zeitung« erschien. Zit. nach Andréas / Mönke: Neue Daten, S. 106. Marx’ nicht verwirklichtes Vorhaben diente Andréas und Mönke als Motto für ihren Beitrag (vgl. ebd., S. 9).


[37] Siehe dazu die Edition der Liebig-Briefe an Eduard und Heinrich Vieweg aus den Jahren 1823 bis 1872: Liebig, Justus von: Briefe an Vieweg. Hrsg. u. bearb. v. Margarete u. Wolfgang Schneider. Braunschweig / Wiesbaden: Friedr. Vieweg & Sohn 1986. In der erhaltenen Korrespondenz (Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 1 L : 68) befinden sich auch zahlreiche Briefe von Vieweg.


[38] Wittmann, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. Ein Überblick. 2., durchges. Aufl. München: Beck 1999, S. 265f. Eine eingehende wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des Vieweg-Verlags im 19. und 20. Jahrhundert liegt bislang nicht vor. [Nachtrag: Zur mittlerweile erschienenen Dissertation von Andreas Lütjen siehe oben den Nachtrag in Anm. 4.] Einige wichtige Aspekte der Verlagsgeschichte werden als Beispiele angeführt in verschiedenen Beiträgen in: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Im Auftrage der Historischen Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Bd. 1,1–1,3: Kaiserreich, hrsg. von Georg Jäger. Frankfurt, Berlin: MVB, de Gruyter 2001–2010, Register, S. 575.


[39] Die ältesten bei Vieweg verlegten Werke, die sich nachweislich in Marx’ und Engels Besitz befanden, waren 1850 bzw. 1845 erschienen. Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe, Bd. IV/32 (Vorauspublikation), Berlin: Akademie Verlag 1999, S. 585 u. 682. Marx’ Vater besaß vielleicht die Vieweg-Ausgabe von Livius’ »Römischer Geschichte« (5 Bde., 1821). Schöncke, Manfred: Die Bibliothek von Heinrich Marx im Jahre 1838. Ein annotiertes Verzeichnis. In: Marx-Engels-Jahrbuch 2005, S. 128–173, hier S. 155.


[40] Vgl. das chronologische Verzeichnis der weitestgehend vollständigen
Belegexemplarsammlung: Das Bucharchiv des Vieweg-Verlages in der Universitätsbibliothek Braunschweig. Zusammengestellt v. Michael Kuhn u. Klaus D. Oberdieck. Braunschweig: Universitätsbibliothek 2003.


[41] Westermann, Georg: Die Nachkommen von Joachim Heinrich Campe. Potsdam 1943, Stammtafel II. Auch Friedrichs Sohn Emile Vieweg (1861–1901) und sein Schwiegersohn Emile Bouillon (1848–?) waren in Paris als (Verlags-)Buchhändler tätig.


[42] Jentzsch, Thomas: Verlagsbuchhandel und Bürgertum um 1800. Dargestellt am Beispiel der Buchhändlerfamilie Vieweg. In: AGB 37 (1992), S. 167–251, hier S. 209.


[43] Grandjonc, Jacques: »Vorwärts!« 1844. Marx und die deutschen Kommunisten in Paris. Beitrag zur Entstehung des Marxismus (Internationale Bibliothek 71). Berlin / Bonn-Bad Godesberg: Dietz 1974, S. 102f. mit Anm. 208. Eine Rolle mag gespielt haben, dass Vieweg nicht aus Preußen, sondern aus Braunschweig stammte.


[44] Vgl. die Verwandtschaftstafel bei Metelmann, Ernst: Firma und Familie im Buchhandel. In: Archiv für Sippenforschung 40 (1974), S. 455–473, hier S. 462f.


[45] Füssel, Stephan u. a. (Hrsg.): Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 1825–2000. Ein geschichtlicher Aufriss. Frankfurt a. M.: Buchhändler-Vereinigung 2000, S. 30 u. 358.


[46] Höhn, Gerhard / Liedtke, Christian: Eine »literarische Ehe« zu Beginn der Moderne. Heinrich Heine und Julius Campe. In: Höhn, Gerhard / Liedtke, Christian (Hrsg.): »Der Weg von Ihrem Herzen bis zu Ihrer Tasche ist sehr weit.« Aus dem Briefwechsel zwischen Heinrich Heine und seinem Verleger Julius Campe. Hamburg: Hoffmann und Campe 2007, S. 9–30, hier S. 14. Siehe auch Ziegler, Edda: Julius Campe. Der Verleger Heinrich Heines. Hamburg: Hoffmann und Campe 1976, besonders S. 22–49.


[47] Siehe dazu und zum Folgenden Stern, Selma: Ein Kampf um die Pressfreiheit in Braunschweig zur Zeit der Französischen Revolution. In: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 14 (1915/16), S. 18–76; Klein, Angela: Campe und die Zensur im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. In: Visionäre Lebensklugheit. Joachim Heinrich Campe in seiner Zeit (1746–1818) (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek 74). Wiesbaden: Harrassowitz 1996, S. 113–126; Schmitt, Hanno: Pressefreiheit, Zensur und Wohlverhalten. Die Braunschweigische Schulbuchhandlung zur Zeit der Französischen Revolution. In: Schmitt, Hanno (Hrsg.): Vernunft und Menschlichkeit. Studien zur philanthropischen Erziehungsbewegung. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt 2007, S. 363–381.


[48] Jentzsch: Verlagsbuchhandel und Bürgertum, S. 204f.


[49] Schildt, Gerhard: Von der Restauration zur Reichsgründungszeit. In: Jarck, Horst-Rüdiger / Schildt, Gerhard (Hrsg.): Die Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. Braunschweig: Appelhans 2000, S. 751–786, hier S. 761.


[50] Neue Landschaftsordnung nebst dem Wahlgesetz für das Herzogthum Braunschweig vom 12ten Oktober 1832. Braunschweig: Friedrich Vieweg 1832, S. 8. »Beobachtung« meint im heutigen Sprachgebrauch Beachtung. § 35 der hessen-darmstädtischen Verfassung von 1820 lautete vager: »Die Presse und der Buchhandel sind in dem Großherzogtume frei, jedoch unter Befolgung der gegen den Mißbrauch bestehenden oder künftig erfolgenden Gesetze.« Zit. nach Franz / Fleck (Hrsg. u. Bearb.): Der Landtag des Großherzogtums Hessen 1820–1848, S. 365.


[51] Schildt: Von der Restauration zur Reichsgründungszeit, S. 776.


[52] Siehe dazu Pollmann, Klaus Erich: Die Braunschweigische Verfassung von 1832. Hannover: Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung 1982, S. 35f.; Thiele, Willi: Die Qualität der Grundrechte in der braunschweigischen Verfassung von 1832. In: Pöls / Pollmann (Hrsg.): Moderne Braunschweigische Landesgeschichte, S. 31–52, hier S. 43–49.


[53] Rosen: Eduard Vieweg, S. 103.


[54] Actenmäßige Darstellung einer Beschwerdeführung gegen die löbliche Censurbehörde in Hamburg. Von einem Hamburger Bürger. Braunschweig: Friedrich Vieweg und Sohn 1840 (das Vorwort ist von Franz Klefeker unterschrieben). Siehe dazu zwei Briefe Klefekers aus Hamburg an Vieweg vom 13. Juli und 19. August 1840 (Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 1 K : 75). Daraus geht hervor, dass der Hamburger Verlag Perthes, Besser & Mauke (wo um 1840 einige andere Broschüren Klefekers erschienen) von der Zensurbehörde der Hansestadt keine Publikationsgenehmigung erhalten hatte. Für den Fall, dass Vieweg den Druck nicht besorgt hätte, war daran gedacht, an die Rein’sche Buchhandlung in Leipzig heranzutreten. Klefeker bat Vieweg darum, 600 bis 700 Exemplare zu drucken, wovon 400 nach Hamburg geschickt werden und von Perthes & Co. vertrieben werden sollten.


[55] Langkau, Götz / Pelger, Hans: Studien zur Rheinischen Zeitung und zu ihrer Forderung nach Handelsfreiheit und Grundrechten im Deutschen Bund. Mit einem Brief von Karl Marx an Hermann Müller-Strübing (1843) (Schriften aus dem Karl-Marx-Haus Trier 51). Trier: Karl-Marx-Haus 2003, S. 39, Anm. 28.


[56] Berg, Britta: Zeitungen und Zeitschriften aus Braunschweig einschließlich Helmstedt (bis 1810) und Wolfenbüttel (bis 1918) (Braunschweiger Werkstücke, Reihe A 40). Braunschweig: Reichold 1995, S. 39.


[57] Die »Denkschrift des Börsenvereins der deutschen Buchhändler über Zensur und Preßfreiheit« ist auszugsweise wiedergegeben bei Ziegler: Literarische Zensur, S. 52–60 (siehe dazu den Kommentar ebd., S. 85–89).


[58] Steinacker schrieb Vieweg am 3. März 1842, er wolle aus grundsätzlichen Erwägungen die Festlegung des Honorars Vieweg und seinen Kollegen vom Börsenverein überlassen. Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 1 S : 331. In den Vieweg-Archiven gibt es ein Konvolut zu Angelegenheiten des Börsenvereins (Universitätsbibliothek Braunschweig, Vieweg-Archive, V 3 : 1.1.4.8; Laufzeit: 1821–1890), in dem aber nichts zu den Denkschriften von 1842 und 1845 enthalten ist.


[59] Siehe dazu Staub, Hermann: Aus dem Historischen Archiv des Börsenvereins (43). Die »Denkschrift über die Organisation des deutschen Buchhandels und die denselben bedrohenden Gefahren« des Börsenvereins aus dem Jahre 1845. In: BhG 1995, 3, S. B 117–B 127. Dort auch der Wortlaut der Denkschrift, die im Wesentlichen von dem Jenenser Verleger Friedrich Frommann verfasst und auch gedruckt wurde, der schon 1842 den Druck der ersten Denkschrift übernommen hatte.


[60] Seine wichtigsten Beiträge dazu seit 1842 sind in einer Leseausgabe versammelt: Marx, Karl / Engels, Friedrich: Pressefreiheit und Zensur. Hrsg. v. Iring Fetscher. Frankfurt a. M.: Europäische Verlagsanstalt 1969.


[61] Vgl. die Internetpräsenzen der beiden Verlage unter www.vieweg.de und www.vs-verlag.de. [Nachtrag: Siehe jetzt www.springer.com/springer+vieweg und www.springer-vs.de.]